KAUM GEDACHT !
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51.
Auf den ’’Lieblichen Inseln" selbst haben wir mit Ausnahme der Dary nichts rekrutiert. Jch hatte auch garnicht darauf gerechnet, in diesem Distrikt, wo die H.S.A.G. gewissermas« sen ein lonopol hatte, eine grdssere Anzahl ▼on Arbeitern anzuwerben und wai* daher auch mit den zwei Tonnen erhandelter TROCA-MUSCHhIUI, welche wir im Laderaum hatten,mehr als zufrie® den. Da ich mir vorgenommen hatte, den AraweDistrikt grundlich kennen zu lemen, war unser erstes Ziel auf der Heimreise die 10 I'eilen ostlich von Arswe gelegene 1 jindung des PULIRFlusses. Die dem lusse vorgelagerte Barre verhin« dert Fahrzeugen von mehr afs 6 Fuss Tief gang die ’.infahrt. Ist man jedoch einmal über die Barre hinweg, so kann man meilenweit in nord= estlicher Richtung segeln, ohne sich um die Flusstiefe zu kummern, denn diese betmgt curch* wegs 4 Faden (24 Fuss). Das Lan selbst, welches dicht am Strands etwas sumpfig Ist, scheint grbsstenteils flach zu sein und steigt nur nach Norden zu sanft an. Der Soden ist sandiger Lehm mit einer guten Schicht Humus und rnilsste, den grossen Taros, Jams und anderen Feldfriichten nach zu urteilen, welche wir in den :ingeborenen-Garten sahen, vorzuglichen ’ 7 oden zur Anlegung grosserer Plan= tagen abgeben. An der I iindung eines kleinen Nebenflueses war eine Siedlung mit 5 oder 6 arrnseligen Hiit» ten, ceren Bewohner anscheinend bei unserem iichtbarwerden ausgerissen waren; denn in den meisten Hiitten brannte noch das Kochfeuer.
Um die Leute zu beruhigen, liessen wir ein paar kleinere Geschenke in den Fiitten lie® gen und segelten, oder richtiger gesagt, pull® ten — denn der Wind wurde mittlerweile flau® er — in nordwestlicher Richtung weiter, bis wir an eine den absperrende Barre aus sSandstein kf.men und umkehren mussten. ir hat= ten wahrend der ganzen Fahrt keinen einzigen Eingeboranen gesehen, trotzdem wir des cfteren menschliche Stimmen im Urwald horten. Gegen Abend kamen wir wieder an der Mindung des Slusses an, wo wir übemachteten. Am nachsten ?/or® gen wurde der Anker gelichtet, und wir segel® ten via ROTU nach “WE'iVEHAF’IN”, welcher von den Eingeborenen aber ’‘PASSAGE KAI* OF IVAR” ge= nannt wird. Diesen Namen erhielt der Hafen von den Eingeborenen, weil das deutsche Vermessungs schiff POEWE vor Kriegsausbruch of tors im Hafen ankerte. In Foewehafen trafen wir den Schooner IDA Mt dem Eigentiimer, lerm TlLL,und mit erm JANKE aus Baining an Bond, iese TT erren waren schon liber einen Donat unterwegs, hatten an der Nordkiiste und in NAKANAJ 15 Jungens ange«= worben und wollten nun ihr Gluck an* der Siid» kuste versuchen. Die Eingeborenen im Innem dieses Districts — die sogenannten KULONGS — waren ufi diese Zeit sehr gefahrlich und hatten kurz vorher 1/2 Dutzend von Harry Ponds Arbeitem erschla = . gen. Lichtsdestoweniger beschlossen wir am nachsten Tage, zu Dritt einen Versuch zu machen. Till und Janke nahmen 15 von den neuangeworbe= nen Jungen als Trager mit, wahrend ich ein hal= bes Dutzend Beach-Kanaka als Tyqger und
pfadfinder Unsere Boots-Crew muss ten wir natnrlich zur der Fahrzeuge zuriicklassen; nur Janke nahm zwei seiner Privatjungens, RABI und LASKA, mit. Jch erwahne diese beiden Arbeiter besonders, well sie zu den wenigen gehorten, welche am überniichsten Tage, als unsere lege im Kampfe mit den Einge® borenen etwas brenzlich wurde, nicht gleich ausrissen. Unsere Bewaffnung war infolge der Einziehung von Gewehren durch die australischen Mi® litarbehorden sehr mangelhaft. Till hatte ein al tee SNYDER-Gewehr mit ungefahr 25 Patronen, wahrend Janke zwar einen guten Mauser-Karabi-ner, aber nur 20 Patronen dazu hatte. h’eine Bewaffnung war ein Goll Revolver mil langem Lauf und zwei Schrotflinten. Ich hatte aber gliicklicherweise unition in Hulls und Fiille. Burch das spate Erscheinen unserer Fiihrer kamen wir am ersten Tage nicht sehr weit und muss ten in einem kleinan Durfchen, dessen Bewohner mit Ausnahme eines alten Ehepaares alle ausgerissen waren, übemachten. Grunzende Sehweine und fliisternde Nachtwachen stor® ten unseren Schlaf. Am nachsten Morgen stellte sich heraus, dass der J tit meiner 6 Trager, welche am Stran® de ein grosses Paul gehabt hatten und damit
prahlten, mit welcher .’odesverachtung sie sich notigenfalls auf die Kulongs sturzen wiirden, im Laufe der Nacht ganz bedeutend nachgelassen hatte. Ae kamen nun mit allerlei faulen Aus® reden — wie Unkenntnis der Wege, wenig oder iiberhaupt keine Dorfer im Innem der Tnsel etc etc. —, nur den Pauptgrund ihres Verlangens zur I’mkehr — Angst — erwihnten sie kaum. las Schlimmste war, dass sie im Laufe der Nacht mit ihrem Geschw’itz auch Tills neuangeworbene NAKANAl—Jungens angesteckt hatten, welche nun ihrerseits deutliche Spuren von Furcht zeigten.
Aber es half alles nichts. Wir gingen wei ter ins Innere, und die Angst meiers mussten mit. Das land, ca.loo Meter über dem Meeree® spiegel liegend, war durchwegs gehobener Korallenboden und flach wie ein Tisch. Nach 2 Oder 5 Stunden flotten Narschierens kamen wir an eine schone luelle, wo abgekocht wurde. Im Laufe des Nachmittags, nachdem wir,dem sekundhren Busch und sonstigen Anzeichen nach zu urteilen, uns in der Nahe von menschlichen Ansiedlungen befinden mussten, erreichten wir auch ein grosseres, von einer 15 Fuss hohen PALISADE umgebenes Dorf. Die Einwohner, von unserem Annahem unterrichtet. waren nattirlich geflohen. Da es mittlerweile spat geworden war, blieb uns nichts anderes iibrig,als
im Dorfe zu Die Trager waren hun«= grig und miide, und es war kaum zu erwarten, dass uns in einem anderen Dorfe, falls wir ein solches iiberhaupt noch gefunden hatten, eine freundlichere Aufnahme zuteil geworden ware. Das Dorf war stark befestigt. Der 15 Fuss hohe Palisaden-Zaun, in welchem sich nur zwei kleine Ein- und Ausgangslocher befanden, war aus dicken Hartholzstanmen gebaut. In der Mitte des Dorfes befand sich ain riesengrosser FICUS (wilder Feigenbaum), in dessen Asten ein mittels einer langen Leiter erreichbares Podium gebaut war. Dieses Podium war reichlich /nit Steinen und Speeren versorgt und schien, bei einer Belagerung des Dorfes durch feindliche Stamrne, der letzte Zufluchtsort der Kulongs zu sein. Auch Blasrohre mit 6 Zoll langen Bolzen waren vorhanden. Diese werden von den Eingeborenen jedoch nur zur Jagd auf Vogel und Baumbaren etc. gebraucht und sind im Gegene satze zu den von den Jivarcs in Sudamerika benutzten nicht mit Gift impragniert. Nachts wurde natiirlich Wache geschoben, und wir versuchten mit Hilfe meiner vom Stranae mitgebrachten Trager, welche der Sprache machtig waren, mit den Leuten in Verbindung zu treten. Zwei meiner Trager berichteten urn Nittemacht, dass sie mit den Eingeborenen im Laufe des Abends gesprochen hatten und dass dieselben bareit waren, mir personlich eine An® zahl von Rekruten zu geben, falls ich meinerseits bereit ware, diese an einer 500 Meter vom Dorf entfemten Stalls in Empfang zu nehmen — ohne den anderen beiden Europaem etwas von der Sache zu sagen. Wir merkten natiirlich gleich, dass die Beach Kanakas mit den Kulongs unter einer Dekke steckten und dass das Ganze nur ein ziemlich plumpes Panover war, um unsere Krafte zu zersplittem. Wahrend diese Verhandlungen stattfanden, waren Janke’s Privatjungen RANT und LASKA durch einen der bewachten SingSnge ins Freie ge« schlichen und erwischten keine 50 Meter von der Palisade entfemt einen der Kulong-Vorposten. Dieser, ein kraftig gebauter junger Mann, MS wehrte sich verzweifelt, wurde aber mit Hilfe der herbeigeeilten Wachposten bald überwiiltigt und ins Lager gebracht. Dort angekommen wurde er aufs beste bewirtet und erholte sich bald von seinem Schreck.
Kurz nach Sonnenaufgang stellte sich die Frau unseres Gefangenen mit ihrem einjahrigen Kinde und verlangte tapfer ihren Mann zuriick, widrigenfalls sie mit ihrem Kinde den Mann be® gleiten wurde. Wir gaben der jungen ? rau einige kleine Geschenke und erklarten ihr, dass es nicht unsere Absicht sei, ihren harm wegzu-
schleppen, wir ihn nur * bis zur Klarung der immerhin etwas ge spannten diplomatischen Situation festhal ten wiirden. Damit musste das Junge Frau® chen sich zufrieden geben. Wahrend des Frnhstiicks hat ten wir eine kleine Generalstabssitzung, und es wurde be® schlossen, weiter ins Innere der Insel vorzudr ingen, um womoglich mit neuen St&mraen in Beriihrung zu kommen.
( Fortsetzung folgt.)
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Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 124, 13 August 1944, Page 5
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1,282KAUM GEDACHT ! Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 124, 13 August 1944, Page 5
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