KAUM GEDACHT!
(Alle Rechte vorbehalten.Naohdruck vorboten.) 11.
Ale ich mich 1914 vortibergehend in Sydney aufhielt, wurde mir durch die Vermittlung einee mir bekannten Kaoitans eine Stelle ale Pflanzungsassietent iia Bisiaarck-Archipel angeboten, welche ich nach einiger Jberlegung auch ■umU. Die war auetrail sch, und da der Bisiaarck-Archipel damals noon deutech war, brauchte die Gesellschaft einen deutachsprechenden Assistenten, urn die mancnmal ganz erhebliche Korrespondenz -mit den deutschen Behdrden zu erledigen. Nebenbei war die Firiua auch in einen Process mit dem friiheren Leiter der Pflanzung, dam in der Siidsee bekannten PETER HAN*= SEN, verwickelt, und so musste ich, da der Pflanzungsleiter kein Deutsch sprach, auch einige Male be Gericht als Dolmetscher fungieren. Ich fuhr mit der ’’Koblenz”, ei= nem Dampfer des N.D.L., von Sydney nach Rabaul und, nach 8-tagigem Aufenthalt in der Metropolis des deutschen Schutzgebietes, nait einem kleinen Schoner von 20 Tonnen über BUKA - NUMA NUMA und KI ETA nach der Pflanzung TOIU-ONAPU, wo ich Anfang .ai 1914 ankanu Der Pflanzungsleiter war Australier,hatte aber auch erst vor 4 Oder 5 honaten die Pflanzung von dem friheren Verwslter übernoramen, sodass wir beide noch ziemlich neu waren. Der alt Pflanzer hatte in den letzten Jahren vohl die Pflanzung zum grossten Teil von der Verandah aus bewirtsohaftet, und so war denn die Pflanzung trotz einer Arbeiterstarke von über 80 Mann ziemlich vernachldssigt und mit Unkraut Überwuchert. Ich hatte wahrend meines Aufenthaltas in Sydney und als Passagier erster .Qasso auf dem Lloyddampfer ein sehr gemiitliches Leben gehabt, lebte sozusagen wie unser Herrgotb in Frankreicj Das nahm nun alles auf einmal ein Mnde. ?riih morgens un 5 Uhr ging das ’’Bell*oh”, und man hatte gerade Zeit genug zu einer Dusche und einer Tasse Kaffee, und da standen die Arbeiter schon in Reih* und Glied und zum Appell bereit
vor de ’.’nose. Gewohnlich waren von den Ar* beitern entweder krank Oder mit tropi* sohen Geschwiren behaftet, und es war mor* gens immer main® erste Arbeit, diese zu behandeln. Druckeber./ ' gab es natiirlich auch, und «3 war mir als ruling anfangs nicht so leich% dieselban von dem Rest herauszufinden. Modi* zinische Kenntnisse hatte ich so gut wie gar koine, und so arbeitete ich eine Zeit lang nach dem Syste i des . 'flanzungsleiters, wel* ones sslbst fiir jane Tage ziemlich sparta* nisch war. Hatte der Arbeiter Kopfschrnerzen, so be* ka!D er Aspirin, ’/psorn Salts Oder Rizinus- 1$ hatte er Bauchschmerzen, beknm er nur Rizinus; und hatte der Pflanzer auch nur den leisesten Verdacht, dass der Junge sich nur mal einen Tag vor der Arbeit driicken wo lite, so gab’s einen Fusstritt in den Hintern, was bei dor SobuhnuHiT-er des Fflanzers (er trug Nr.l2) ziemlich sohwer zu veranuen war. Nach dem Krankenappell war eofort Friih* stuck, und vo nlhstuckstieche ging es ohne Zogerung an die vrbeit. Da die Pflanzung noch jung war und nicht trug, wurde neb st den iib* lichen Arbeiten wiw Jaten und Ungeziefer-Ver* tilgen naturlich fleissig Neupflanzung angeleg Der schwere Ur.~ Id wurde getallt, gebrannt, aufperaumt, Ruegesteckt und mit kokosnussen und Feldfriiohten bepflanzt. Die Jungens hatten naturlich das Busch* fallen am liebsten, denn sie srbeiteten dabei nicht nur im chatten, sendera es fiel dabei auch viel fiir den Magen ab. Die moisten der grosseren Baume hatten entweder ein Oder zwei Opossums Oder ,ein Nest von jungen Papageien in der Krone, und neigte sich dann, nach stundenlangem Hacken und SM* gen, einer dieser Urwaldriesen zur Rrde, so fiel die ganze Bands mit fiirchterlichem Ge* eehrei über den gefallenen Riesen her und durchsuchte da Gewirr von zerbrochenen Asten, zerriasenen lianen und Laub nach Leckerbissen. Ich hatte dann meine liebe dot, bis ich die ganze Bande wieder bei der Arbeit hatte* Hit der Zeit wurde auch diese Arbeit ein wenig eintdnig, und so brachte denn der Scho* ner “VIKBTS'*, velcher mit 51 neu-angeworbenen Arbeitern (daruntei 11 hiibsohe Nadels) aus Neu-T'eckleriburg ankam, ein wenig Leben in die Bude. • Diese bei den Junggesellen in Neu-Guinea damals mit Recht 30 beliebten Neu-Meckleribur* ger Marys waren, im Gegensatz zu den pech* schwarzen Bukas, hellbraun, peinlich sauber und oben< rain noch unvcrheiratet. Da selbst die eingefleischten Junggsssl*
len unter den Azwitern plbtzlich heiratslu* stig wurden, hatte der Pflanzungsleiter die jungen MSdchen nach dem Abendessen eicher* heitshalber in die Kiiche eingeeperrt und be* hielt natiirlich den Schlussel in seiner Ta* sche. Nun hatte ich aber in der letzten 5 Oder 6 Honaten abends im Laufe der Unterhaltung des dfteren die sexuelle Notlsge der jungen ,weis* sen Assistenten und vom Pflanzungslei* ter stets die Antwort bekommen ”1 would not touch one of these Farys with a 14 foot pole, etc., etc.”, was ich aber, der ich die sckein* heiligen Briten in meinem Wanderleben zui Ge* niige kennengelernt hatte, stets CRM GRANO-SA* MS nahrn. Heine Zweifel waren naturlich auch veil* koMmer. gerechtfertigt. Schon wahrend des Abendessers rnerkte ch, dass Mr.Hickie, wohl unter dem linfluss von 2 Oder J V/hisky-Sodas, aussergewbhnlich leb* haft und gesprachig wurde und mehrmals ”NOT BAD BINTS — JOLLY LITTLK MARYS — PIH >HAT ?” fallen Hess, worauf ich, trotzden io! offer gesagt mehr Oder weniger gleicher ’•oinvng aus reinem Opmositionsgnist unc wohl auch we* gen eines kleinen Wortwechsels, welchen wir tags zuvor hatten, stets mit ’’WOULD NOT THEM WITH A 14 NOOT POLS” antwortete. Das war nun nichts fiir die ’STENTS CORDIALS”, und mein Chef zog sich mir sgestimrnt in sein Schlafzimmer zuriick und loschte seine Lampe aus. Ich blieb noch absichtlich large auf der Verandah sitzen und las. So gegen 10 Uhr ging auch ich in meine Kammer, blies das Licht aus und simulierte tiefs ten. °>chlaf. ' Es vergingen keine 10 Ninuten, da merkte ich, dass H. sich auf den Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich - - Richtung - - - Kiiche !!! Pidgln-Worta wie ”me no like” — ”me shsmp too much” etc. etc. und ein leises,rhytmisc}kes Quieken von Matratzanfadern liesser darauf schliessen, dass mein Verwaiter nicht alleine aus der Kiiche zuriickgekehrt war. Darauf hatte ich eben gewartet. Ich rief nur noch - ”14 foot pole, eh what ?” und holte mir auch eine. Hoffentlich war seine eine Jungfrau; mei*. ne war keine.
(Fortsetzung folgt.)
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Bibliographic details
Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 102, 5 March 1944, Page 8
Word count
Tapeke kupu
990KAUM GEDACHT! Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 102, 5 March 1944, Page 8
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