KAUM GEDACHT !
(Alle Rechte vorbehalten.Kachdruck verboten.) 32.
Gut ausgetretene Pfade nach alien Rich** tungen liessen auf eine ziemlich. cichte Bevol® kerung schliessen. Kurz nach 8 Uhr, nachdem die Beachkanakas wieder einige erfolglose Versuche gemacht hat® ten, uns zur Riickkehr zu bewegen, brachen wir auf. Janke ftihrte die Vorhut, ich die Nachhut, wahrend Till mit seinem alten Snyaergewehr das Zentrum unsicher machte. Unser Geisel, der in der Nacht erwischte Kulong, war mit der Nachhut, und der mit &e3r seiner Aufsicht betreute Junge hatte ein unge® fahr 6 Fuss langes Stuck Fischleine an dem PAS-PAS (Ainring) des Fingeborenen befestigt, wahrend er das andere Rnde der Schnur in sei® ner Hand hielt. Also Chance genug fur den Ku« long, urn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auszukneifen. Zwanzig Uinuten nach unserem Aufbruch, all wir gerade eine von grossen Bhumen,aber wenig Unterholz bewachsene kleine Talmulde durch®4&fiii queren wollten, horten wir bei der Nachhut, wie sich vorne, wo George Janke mit seiner Vorhut war, ein ohrenbetaubendes Indianerge® heul erhob ! HU -FU-KU- HU - HU ging es fortwahrend, zwischendurch fielen ein paar Schiisse ! ’’Fight he come up” schrien meine tapferen Trager, schmissen ihre hasten weg und hauten &b - - Richtung Peach. Unser Geisel nahm na= tiirlich auch gleich die Gelegenheit wahr und einpfahl sich auf Franzdsisch. Da inzwischen zwei weitere Schusse gefal® len waren, ging ich nach vorne, um mir die Sa® che etwas naher anzusehen. In einer Lichtung und auf kleinen Huge In in der Nahe waren 70 bis ICO Kulongs in vollem Xriegerschmuck. Der nur mit einem ”;>al” bekleicete Kdrper war mit horizontalen weissen Streifen beraalt, wfhrend das Gesicht entweder rot Oder schwarz gefarbt war. Im Haare hatten die raeisten einen Schmuck aus Kasuarfedem. Alle hatten holzeme Schilde und waren fast durchwegs nur mit Speeren be® waffnet, trotzdem eine ganze Anzahl Steine flogen. Die Schusse, welche ich gehort hatte,waren von Till und Janke fiber die Kopfe der Fin® geborenen gefeuert worden, hatten aber,soviel ich aah, weiter keine irkung wier intensiveres Geheul und dichteren Steinhngel hervorgerufen. Siner unserer Boys, welcher die Sprache ver® stand, sagte, die Kulongs schrien fortwahrend,
sie wollten die weissen Korkhelme haben, wel= che Till, Janke und ich trugen, aber mit den Kopfen - - fiigten sie hinzu ! Durch das Desertieten des grossten Teils unserer Trager war die Sache fur uns doch et= was brenzlich geworden, und ein strategischer Riickzug strandwarts schien das geeigneteste Hit tel zur Losung der heiklen lage. Das war nun leichter gesagt als getan, denn sowie die Kulongs merkten, dass wir drei huropaer mit den 5 standhaft gebliebenen Jun= gen Anstalten zum Riickzuge machten, griffen sie uns sofort mit einem wahren Hagel von Stei« nen an. Y/ir konnten von Gliick sprechen, dass die Kulongs keine Bogen und Pfeile Oder Schleu« der besassen und so auf den Nahkampf mit ihren schweren Speeren angewiesen waren. Janke war ein erstklassiger Schiitze, hatte aber nur wenig Patronen fur seinen Mauserkarabiner; ich bat ihn daher, diesen nur im aussersten Not«= falle zu gebrauchen. Dieser Angriff wurde da= her hauptsachlich mit grobeiu Schrot und Revolt verpatronen zuriickges chiagen. Till mit seiner alten Snyderkanone wird den lingeborenen wohl raehr Schreck durch den fiirchterlichen Khali, mit welchem dieser Schiesspriigel losging, sis mit seiner Schiesskunst eingejagt haben. Er war ganz gewiss seiner eigenen Seite gefahr= licher als den Feinden, denn er schloss nicht nur krarapfhaft seine beiden Augen, ehe er ab= driickte, sondem war obendrein in den meisten Fallen nicht ganz sicher, in welcher Richtung der Feind lag. Bas Betregen der beiden Boys Laska und Rani hat mir sehr imponiert. Keine Spur von Angst, gute Schiitzen, und ein Draufgangertum wie man es selten sieht. Laska, der jungere von beiden, ein Heu-l’ecklenburger Bengel von kaum 18 Jahren, hatte nur den einen kleinen Fahler, dass er in der Hitze des Gefechtes manchmal die Flinte wegschmiss, urn mit ein paar aufgegriffenen Speeren dem Gegner naher an den Leib zu riicken. Kachdem wir den ersten Angriff ohne eige= ne Verluste — mit Ausnahme von zwei leicht verletzten Tragern — abgeschlagen hatten, machten wir uns eilig auf den Riickweg. Ein Teil der Kulongs muss uns wohl bei diesem Riickzuge auf Seitenpfaden begleitet haben, denn nachdem wir bereits ein Dr} ttel des Feim«= weges zuriickgelegt hatten, sah laska, welcher mit mir den Ruckzug deckte, wie einer der
* ebon im Be* griffe war, einen Speer auf mioh zu schleudem. "One feller something belong you”, rief I?ska, als er dem Kulong eine Ladung Schrot auf’s brannte. Der Begleiter des gefallenen Kulongs,ein riesengrosser Kerl, sprang hinter einen dik» ken Baum, urn Deckung zu suchen, hatte aber seine Rechnung ohne George Janke und die Durchschlagskraft der .auserkugeln gemacht. George, welcher wusste, dasa der Baum sehr weiches Holz hatte, schoss durch den Baum und traf den dahinter ' -eckung suchenden Krieger. Der Rest der Kulongs suchte das Weite,und wir wurden auf dem ganzen Riickwege nicht mehr be* lastigt. Erst gegen 8 uhr abends kamen wir an Bord an. Heine heloenhaften Prager, welch© mit
Tills Jungens scnon beim ersten Schuss das Weite gesucht batten, waren schon im Laufe des Nachraittags am Strande angekommen. Die Ausreisser wurden natiirlich von dem Rest der Besatzung und von den fiinf jungen Weibem, welche an Bord waren, verspottet, wnhrend Rani und Laska bei der ganzen Besatzung sehr an Ansehen gewannen. Ich habe mich selbst bei den beiden Jun* gens fur ihr tapferes Verhalten bedankt und rnich auch in anderer Weise erkenntlich ge« zeigt; denn es besteht kein Zweifel, dass wir ohne diese beiden Jungens wohl schwerlich mit heiler Haut am Strande angekommen waren.
( Fortsetzung folgt. - )
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Bibliographic details
Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 125, 20 August 1944, Page 6
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904KAUM GEDACHT ! Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 125, 20 August 1944, Page 6
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