BRIEFKASTEN
Lieber Lager-Onkel ! Du hattest mit Deinem letsiten Brief mich wirklich echon fiir den Raucher-Klub gewonnen, wenn ich nioht in allem 'Ornate alle seine be= strittenen und uribestrittenen Vor- und Nach« teile auf einer haarscharfen Y/age abgewogen hatte, wobei ich zu dem Iftrtschlusse kam HI MEDIO STAD VIRTUS: Alles mit Mass.
Wie die Sterne, so sind namlich auch die Rancher versohieden; nicht nur dass sie ver® schiedene Artikel bevorzugen, sondem selbst wie versohieden wie mit ein und aemselben Ar® tikel umzugehen geneigt sind, wozu der Grund oft in Abgrundtiefe verschwindet. Da es un® mbglich ware, alle diese verschiedenen Ange® wohnheiten auch nur. anzudeuten, so will ich Dich nur kurz an die beriihmtesten davon er® innenij zu v r elchen der Genuss der "NikotinBro tchen” diesen oder jenen ■ enschen verlei® tet; das heisst soviel wie, dass ich der Sa® che ernstlich auf den Grund gegangen bin. Die Zigarette hat es fertig gebracht,den "Ketten-Raucher” zu erzeugen. Sr z Lndet die niichste Zigarette am gluhenden Stumpen der letzten an, oft stundenlang hintereinander, als ging es auf Leben und Tod. Vorteile: Streichhblzer werden gespart und Tabakhandler erfreut. Nachteile: Finger sind immer schmut® zig-gelb, der Atem wird kurz, und die Nerven zucken. Herz und Lungen und alle Organe werder nach und nach angegriffen, und kein gewissen® hafter Arzt kann diese Gewohnheit empfehlen. Zu den Zigaretten-Rauchem gehort, zwei® tens, der ’’Storer”. Dieser spurt den Drang der Gewohnheit gewdhnlich, wenn er sich in
♦ * einem gedrbngten befindet,wo es wenig Raum zur freien Bewegung gibt.Kaum sind die Passagiere ins Auto gepackt, der eine dicht an den anderen, und jeder davon bis zum Hals in einem schweren Winter-
kleid steckend, da begin:*t der ’’Storer’* sei® ne Not—Bewegungen, u ' eine Zigarette zu erbrt® lichen. Eine nach der anderen durchsucht er
alle seine Taschen und stbsst dabei rechts und links mit seinen fllbogen in die Biuche und
bringt so die ganze Gesellschaft in Angst und in ein unbequemes Bin- und Her—Riicken. Merke
Dirs Solche sind nicht celiebt! Und schliesslich, da? Srzeugnis des zwan® zigsten Jahrhundert?, ’Rauchende ’Seib”.
Ja, sagt man, was der Mann tut, das kann ich auch. Aber Li openstift und Zigarette werden sich nie vertragen, wenn die ’’Amazonen” auch sonst die Zigarette anznnden und den Rauch ein hauchen wie ein Ringer nach dem Kampf. Und la* ge es nicht an der viel Ideinung der Herde, dass eine Richt—Raucherin nicht mit ihrer Zeit lebe, aus anderen Griinden wiirden die kaum nach den Nikotin-Spargeln greifen. - Unter den Zigarren-Rauchern finden wir vor allem den ’’Kauer”. Er steckt die Zigarre
nicht in den fund, um sie zu rauchen, sondem vielmehr, urn sie zu verzehren, bis zum letzten Blatt. Sie dient demselben Zweck wie Gumrai und Kautabak. Langsam verschwindet das eine Ende im Lunde, wo es zu einem Ballen von Über® resten zerkaut wird, wihrend das andere Ende trocken und von ?unke und Elamire unversehrt
bleibt. Golfspieler und Automobilfuhrer auf tret einer Lustfphrt si id wohlbekannt dafiir. - Nicht mal so selten ist auch der "Verzettler”. Dieser steckt die Zigarre wohl an und zieht auch zeitweilig mal daranj sber der Asche schenkt er keinen Gedanken. Sinmal iallt diese auf den Boden, einmal auf die V<este,
dann wieder auf den Rock, wobei sein abscheu® liches Aussehen von Schmutz und Flocken standig zunimmt. Bass sich ab und zu die reinliche Hausfrau dagegen ernpbrt, ist wohl angebracht. Auch die Pfeifenraucher weisen ihre Typen auf. Ja, es gibt eine gute Zahl, die wirklich ihr ’’Gewehr" auch laden und geniessen; aber
es gibt auch solche, die eigentlich zu den Nicht-Rauchem gezahlt werden konnten. Bas sind die ’’Sammler”. - Ihr einziges Trachten geht darauf aus, soviele verschieuene Pfeilen wie mbglich einzuhamstern, urn ihnen auf einem ins Auge stechenden Gtander einen Platz anzu® weisen, wo sie sie Tag und Nacht tjewundem und alien Besuchern, die daran das kleinste Tnteresse nehmen, jederzeit vorzeigen kbnnen. Lenn ein ’’Sammler” je eine Pfeife raucht,was nur selten vorkommt, dann Legniigt er sich ge=
wbhnlich mit der minderwertigsten. Bie anderen durfan ja nicht beschmutzt werden. - Bie moisten Pfeifenraucher gehbren jedoch zu den ’’Nachheizern”. Hiermit will gesagt sein, dass die moisten es schwer finden, das Feuer in der Pfeife zu unterhalten, aeswegen es schon vorgekommen ist, dass der Laie dach® te, es wiirden Streichhblzer anetait Tabak in der Pfeife geraucht. Wie unangenehm diese Ge® wohnheit auf die anwesenden Personen wirkt, muss miterlebt sein, um sie vdllig zu verste® hen: Wenn nach jedem dritten Satz die Unter® haltung durch das Anstecken der Pfeife unter® brochen wind und am Ende eines Nachmittaga dreihuntert abgebrannte Streichhblzer in der Stube umherliegen, obwohl der Ascheribecher auf dem Tisch steht, dann wird man begreifen, wie dem zumute ist, welchem die Unterhaltung zuteil wird. Ich erlebte dies einmal, als ich ein junger Bengel war, und erinnere mich der Zahl, weil es mich amiisierte, die Streichhbl® zer zu zahlen. ! ein Vater, stMJLdxik dem die Un® terhaltung zuteil wurde, und meine Mutter, die darauf reinigen musste, mochten anders gedacht haben. So mag mrmchmal auch unser Lob denken, wenn er taglich seine Runde macht und in alien Ecken des Lagers die Streichhblzer auflesen muss. Dein
Deutscher Kamerad.
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Bibliographic details
Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 121, 23 July 1944, Page 5
Word count
Tapeke kupu
836BRIEFKASTEN Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 121, 23 July 1944, Page 5
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