KAUM GEDACHT
(Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck verboten.) 22.
Gegen Weihnachten 1915 fuhr ich mit den der Neu Guinea Compagnie gehorender Schooner "KOKOPO", Capt. Schubert, nach Rabaul, um Waren fur den Trade Store zu kaufen. Es war mir na« tiirlich auch sehr daran gelegen, wieder mal unter verniinftige Lenschen zu kommen und we® nigstens die Aeihnachtsfeiertage im Kreise deutscher Kameraden zu verbringen. Auf Buka selbst war das natiirlich kaum moglich; denn die einzigen Nachbam, mit welchen ich ver® kehrta, waren franzdsische Missionare, gute, zu jeder Zeit hilfsbereite Herren, mit welchen ich zwar manche Flasche "VIN ROUGE** leerte und manche vergniigte Stunde erlebte, welchen man aber in j<riegszeiten xaum zurauten konnte, class aie bei uer “Wacht am Rhein'’ und ahnli® chen patriotischen Liedern mit der ndtigen Be® geisterung mitsingen wiirden. Mit Frost, meinem anderen Nachbam, verkehrte ich seit Thurms Internierung überhaupt nicLt und wartete nur auf eine Gelegenheit zur "Revanche”. Da ich wusste, dass er ein grosser Gegner der bei den Eingeborenen so beliebten Sli G-SIT'GS mit Trom® mel und Bambusfldten-Begleitung war under ÜBS diese auf seiner Pilanzung vf rboten hatte, gab ich meinen Arbeitem fiir die Weirinachtswoche "CARTE-BLANCHE". Wenn man bedenkt, dass man die grossen Bambusfloten zwei bis drei Peilen und die Trommeln 10 1 eilen weit horen kann, braucht man sich nicht zu verwundern, dass wahreno der >eihnachtsfeiertage in der Gegend von Hakau an Schlaf nicht zu denken war. Frost war schon nach zwei schlaflosen chten so wii® tend, dass er den Korporal des Pqlizeipostens dazu bewog, am dritten Tage per Kanu nach Ha® kau zu fahren, um dem Unfug ein Ende zu machen. Dieser aber erreichte auch nur, dass eine Pau® se von einigen Stunden gemacht wurde, nach de® ren Ablauf der Radau bis zum folgenden Morgen weiterging. Ich langte zwei Tage vor V.eihnachten in Rabaul an und fand im Jegsegebaude der Neu Guinea Compagnie Unterkunft. Die meisten der Angestellten waren jedoch schon am Tage vorher nach verschiedenen, in der Nahe von Rabaul be® findlichen deutschen Pflanzungen gefahren, um dort die Festtage zu verbringen. In Rabaul selbst wurden wegen der anwesenden Besatzungs® truppen natiirlich strenge Polizeistunden ge® halten, und das chinesische Hotel AIPCHEH, wo
die Deutschen verlSßrten, musste schon um 11 Uhr abends schliessen. Auf den Pflanzungen dagegen herrschte vollstandige Freiheit, und man konnte eine ganze Kacht hindurch feiern, ohne mit dem Profess in Schwierigkeitxi zu kornmen. Xein Sunder, dass die in Rabaul sesshaiten Deutschen (meistens Kaufleute) es vorzogen, Feiertage auf den Pflanzungen zu feiern. Nichtsdestoweniger verlebte ich sehr vergniigte Festtage in Rabaul; denn es waren nebst “KOKOPO" noc einige andere Schooners angekommen, so dass man mit den zuruckgebliebenen kaufmannischen Angestellten der Firmen immerhin seine 10 bis 12 .Ann trinkfeste Gesellen zussmmenbringen konnte. Die Kopra brachte bis £ 42 die Tonne,und der Sekt floss in ' cromen. Xs wurde um Getrunks geknobelt, t ich kann ’’ich noch heute erinnern, dass ich am ersten Weihnachtstage in einer Sitzung 8 laschen VEUVE CLIQUOT verlor. Um 11 Uhr abends ging es mit der notigen Bettschwera nach Pause, um sich am nachsten i organ, Punkt 10 Uhr, bei Ah’Chee Oder ini Hahaul Hotel sub Friihschoppen zu treffen.lm Ver-
gleich zum eintWigen Pflanzerleben, welches ich auf Buka und Bougainville gefiihrt hatte, war dies ein Paradies, und nachdem ich nach den Feiertagen noch Gelegenheit hatte, einige in der 1 ahe von Herbertehbhe gelegene deutsche Grossplantagen zu besuchen, wo trotz der Arbeit, welche geleistet wurde, stets ein geselliges Leben herrschte, nahm ich mir vor, den schwarzen Solomons — wo, wie ein schwedlscher Pflanzer sich so treffend ausdriickte:
The whole outlook is black. The mountsins are black. The Coons are black. Even the bloody w v, ite sand is blsck. — so bald als moglich Lebewohl zu sagen.
In dem im Archipel üblichen Pidgin-Englisch heisst Sand -WHITE SAND-• Bin einzelnos Wort fur Sand gibt es nicht. Weisser Sand heisst WHITE-SAND, Oder auch “white sand he white", wfihrend grauer Oder schwarzer Sand “WHITE-SAND--HE-BLACK" heisst. A x (Fortsetzung folgt.)
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Bibliographic details
Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 115, 4 June 1944, Page 6
Word count
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645KAUM GEDACHT Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 115, 4 June 1944, Page 6
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