BRIEFKASTEN
Lieber Lager-Onkel !
Wie haben sich doch unsere Farbenkiinstler Über Deinen langen Brief gefreut Sie sind jetzt ganz stolz, dass Du ihnen so viel Platz in lar lager zeitung geschankt hast. Nun musst Du aber gleich unsere Husikkiinstler auf dieselbe Stufe stellen, denn sie haben sich auch 3 chon sehr viel 1 e in, urn das Intern! ertenleben mit ihrer iusik zu verschbnen. Es wire eine large Geschichte, wenn icli Dir die ganze '..twicklung unserer Lagerkapelle erzahlen w;rde; ur dass nan es in diesea klei* nen Lager von weniger als 100 Inter nieiten trotzdem zu etwas gebracht hat, ist an sich lo» benswert; denn ein Jager ohne Kapelle und ohne Musik muss, meiner Ansicht nach, ein trauriges Lager sein. "rinnerst Du Meh noch an die verhMtMs* massig guten ersten 'Cage der Intemierung, als die Kemeraden noch ganz leberslustig und voll Eifer waren, um sich gegenseitig Dienste zu erweisen ?Da fand man i mer wieder etwas eues, des dazu beitrug, die Tage der Intemierung Bowie seine personlichen 'orgen zu vergessen — ur< Vusik spiMte dabei keine Maine Rolle. Schorsch Dibbern zog zur Arbeit mit der Mundharsonika vorausj "’err He s smarm spielte die Ziehharr.orika; Kameredschaftsabende wurden gehalten; Herr Ferschmann braclite seine Kon-
zert-Zither; und beim Gesang ceutscher J.ieder varbrachte nan so .aanchen gemiitlichen Abend. Ja, EOgar ein 1 annerchor hatte sich gebildet der jedocu leider mit den langen Jahren der Intemierung allmahlich wieder versagtej es fehlte irgendwo an Energie, Geduld, Ausdauer. Als dann mit de m Jahr 1942 die Zahl der Intemierten wieder wuchs und einige der Neuankommlinge glucklicherweise ihr Misik-Instru-ment mitbrachten, gesellten sich die ZUnstler bald uie unseren Musik-Liebhaber Kurt Stunzner, well dessen Bude fur alle stets offen stand und weil es sonst an einem geeigneten Platz fiir die Proben nangelte. ' is unangenehni diese Ruhestorung fur die beicen Herren der Bude manchmal gewesen rsein musste, 50 natte sie den wet.entlichen Vorteil fur die i instler,dass Herr Berking, der gewbhnlich zugegen war und ain gutes ruusikalisches Ohi hat, gleich von infang an eine feine Kritik ausiibte, wofiir ihm die Kunstier heute noch dahkbar sind. Herr Heindl musste anfangen, Noten zu schreiben,um eine einheitliche lelodie beizubehalten, und schon am 4*April wagte man sich an die erste geraeinschaftliche '"-orfuhrung in wivei . asslichen ”S(JDSEE-F3ST'’, dem- Geburtstag unserer LagerKapelle; und zv.ar s Lei te Heorg i’.? orn seine Kunstier vor wie folgt: Kurt otiinzner u. Oscar Coberger - Violine.
Gustav Guttenbeil - Guitarre. Otto Sanft - Ukulele. Otto " eindl - Guitarre-Zither. Albert \etzell,Werner Jahnke und Georg Dibbem - N!undharmonika. K.-L.Schmidt - Dirigent ( un» sich that auf der Buhne). Nach diesem ersten Brfolg ging man gleich vieder auf die Suche nach Freiwilligen, nach Zunstlern und Instrumenten. Kurz darauf kamen auch wieder verschie® dene Internierte sue Samoa, und ait ihnen nenes Talent. Christoph Tiedemann konnte Handoline spielen, faulo Schmidt und Karl dchmalku—chen die Guitarre, und sogar eine kleine Trommel hatte Kurt Stiinzner irgendwo entdeckt bezw zueammengeflickt. Nun wurde K.—W.Schmidt end—gill tig ersucht, die Direktion zu übernehmen, und .’lit allem Fifer machte er sich daran, der Kapelle den richtigen Takt und den Guitarri® sten die richtigen \kkorde zu unseren deutschen Liedem beizubringen. Nun nahra die Kapelle schon wieder eine and ere form an. 'achdem die Mundharmonikas bald verstirmt und schwer zu ersetzen waren, griff Albert Wetzell zur Mandoline und tibte stundenlang im Pullenstall. Werner Jahnke ruachte eich eine Ukulele aus <okosnussen und verzierte das Instrument mit einera InselIdyll. Hans Proh zog auch seine Banjo—Mandoline langsam aus dem Kasten heraus, und Otto Peindl hatte auch von irgendwo her eine Ceige bekomuen. Zu der Ze it vurde auch David Blunhardt interriert, und kaum hatte man seinen Geigen* kasten bemerkt, so wrr man schon hinter ihm her, urn ein neues Mitglied fur die Lager—Kapelle zu gewirner — und zwar ein bedeutendee, wie wir seitdem erfahren haben. Es war gewiss nicht immer interessant fiir so manchen unserer mehr erfahrenen Kunst® ler, dasselbe einf?che Stuck immer wieder zu üben und wiederholen, bis die Anfanger und diejenigen, die unsere deutschen elodien nicht kemten, diese schliesslich beherrsc'nten uni im O r behielten. Ja, manchmal war es wo 1 1 nur mit knapper Not, dass der letzte Paden der Geduld nicht zerriss, obwohl die Zuhorer und ganz besonders die elteren Herren das Bemlihen trotz der Fehler und hiss—tone erniutigten und untersttitzten, indem sie stets zugegen waren, wo die Kapelle auftrat - - was die Kapelle-Nitglieder nie vergessen warden. - Ja, marches '’reikonzert, manche Beier, manche lustige Tnterhaltung wurde dann durch die Kapelle ermoglichtj aber was auf Sornes fehlte, war ein geeigneter ?latz, eine husik®
halle — und fehlt auch hier. - Als wir dann im Januar 1945 nach Pahia® tua kamen, nahm es erst wieder einige Jochen, bis man sich etwas orientiert und eingelebt hatte. Aber man zog doch wieder verhaltnis® n&ssig schnell die Instruments hervor, urn wenigstens etwas Leben in unsere ode Umgebung zu bringen. uu wir keinen Trommler hatten, übemahm K.-B.Schmidt dieses Instrument, und ’ err Ferschmann willigte schliesslich ein, die Direktion zu übemehmen. Gar manches die Kapelle wieder von seiner -irfahrung, besonders beziiglich der Notwendigkeit des tibens, und man begann allmahlich so manchen Walzer, Harsch und handler mit Schliff und Vortrag zu spielen. Inzwischen hatten wir auch ein Xlavier bekommen, welches nicht mussig bleiben sollte, und in Herrn von SSeddelmann gewann dann die Kapelle wieder einen sehr begabten Kunstler. Ja, sogar ein Saxophon wollte man noch einreihen, was uns jedoch bis jetzt nicht gelang. Nachdem dann Herr Ferschmann, nach mehreren Erfolgen, das Amt wieder niederlegte, war Herr von Zeddelmaxin so gut, die Lirektion zu übernehmen. Unter seiner Leitung spielten die Kunstler im rionster-Basar ganz vortrefflich und trugen nicht wenig zum ? .riolg dieser Veranstaltung beij und in letzter wa en sie sich schon an Schuberts und }ozarts kl<ssisohe Stiicke. — Und das neueste i itglied der Lagerkapelle ist Herr Wile, aer Kant:ine-Chef und ehemalige Dirigent des Mannerchors. - Leider gingen unsere segenannte Trommel und Werner Jahnkes Ukulele kurz vor bezw. bei der letzten /eranstaltung in die Eriiche; aber wir hoffen bald einen besseren Ersatz dafur zu finden. Darf ich Dir also die Jagerkt pelle zum Schluss ganz kurz vorstellan: Klavier u.Dirigent: v.Zeddelmsnn. 1. Violine: D.Elumhardt,K. Stiinzner,o • Coberger. 2. K.Wild, O.Heindl. Handoiine: C.Tiedemann, A. etze 1. Banjo-Mandoline: ./coh. Guitarre: P.Schmidt, G.Guttenbeil. Ukulele: o. Sanft, We.Jahnke (a.D.). Trommel: K.- • ichmidt (t . »)• Das Deutsche Rote Kreuz hat uns schon verschieaene ilusik-Blatter zugesandt, und nun ist die Kapelle wieder auf der Uuche nach reiwilligen, nach una Instrw lenten,u ein kleines,vollstandiges Orchester aufzustellen. Allen, <ll®' bisher mitgearbeitet haben, Sind wir herzlioh denkbar. Bs lebe die Musik das: dwtsetoe Lied B
Detn deutscher Barriered.
UNSERE LAGERKAPELLE IM SEPTEMBER 1942.
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Bibliographic details
Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 104, 19 March 1944, Page 6
Word count
Tapeke kupu
1,073BRIEFKASTEN Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 104, 19 March 1944, Page 6
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