BRIEFKAST
I. Lieber Kamerad • Respekt vor Euren Gartnern I Auch wahrend des letzten Kiri egos ’.vurde in so manchem Lager Gartenbau versucht, aber ob man es so weit ge® bracht hat wie 'J hr wohl kaunu 'bun, dafur dauerte jener Krieg auch nicht so lange. - - Ich sehe schon, wenn Thr in diesera Tempo und
Eifer weiter macht, wird ’luer Lager,ganz voll mit 3lumen, Alleen, 'pringbrunnen, DenkmSlera und sonstigen Sehenswurdigkeiten ausgestattet, schliesslich als “Pahiatun Park” bekannt warden. Ob sich dan o 1 ~>uci noch Treiwillige finden werden, un den Park nach Priedensschluss in Ordnui' zu halten, und eine Paua-
Firm, um mit den Touristen Geschafte zu ma® chen ? Aber bleiben wir einstweilen in der Realitat der Gegenwart. -
Is gibt nrimlich so viele tbiglichkeiten, sich das Leben auf der belt angenehm zu ma-
chen, und raeistens kommt es nur darauf an, die Gelegenheiten w?hrzunehmen und auszuntitzen. Na, die Blumen- und Geraiise-Gartner tun es ja schon, und die Pm.-Industrie findet auch im« mer wieder neue Lehrlinge. Aber da druben
beim Stacheldraht bleibt immer noch ein gutes Stuck Land übrig, roraus noch mancher Nutzen
gezogen werden konnte. Und, um nicht immer beim Alton zu bleiben, wollen wir mal von neu= en Gedanken sprechen, von solchen, die gewohnlich els lacherlich dargestellt werden, bis sie sich eines schonen Tages einen anerkannten Platz in unsnrer nachaffenden Zivilisation erobert haben.
Also, warum nicht ein gutes Gras, Klee, Kartoffeln, Sonnenblumen, Eeilkr&uter Oder
eine bestimmte ' lume Oder ein Gemuse in gros® sera Stil ziichten und den Ramen oder sogf r die Ernie verkaufen ? •• • oder an einem person!!® chen Berk, oder einer Erfindung arbeiten ? ... oder nur Pein Konnen und Wissen irgendwie verbessem ?
Habe ich nicht schon wieder beinahe zu viele Gedanken aufgezah.lt ? Ja, ich wollte
gleich sicher machen, dass jeder etwas davon fiir sich selbst verwerten kann, denn, wie ge“ sagt, alles ist ja neunundneunzig Prozent Ge-schur-ckss ache; und wenn u Pich nicht geracie fUr Ackerbau und v iehzucht interessierst,will das nicht heissen, dass Pein Nachbar, der damn die grassie Freude hat, ebenfalls davon
ablessen soli. Vielleicht verstehst Pu zu wenig in diesem Fach, und es konnte leicht mog—-
lich sein, Erweiterung Peiner Kenntnisse darin Peinem Geschroack eine ganz andere Richtung geben wiirde. Es gibt so viele verschiedene Gras- und Klee-Sorten, deren Samen stondige Abnahme bei der Landwirtschaft findet. Besondere Grassamen werden auch als Vogelfutter begehrt. Gras enthalt ebenfalls von alien Pflanzen die moisten Vitamins. Wie war’s, wenn Pu an einer Erf indung arbeiten weirdest, urn das Gras fur den Klenschen verdaulich zu machen. Stelle Pin vor, was das v'ieder fiir eine Umstellung in der Welt zur Folge haben wiirde. - Ich dachte auch an Kartoffeln und der-
gleichen fur die, die immer etwas grosses vor sich sehen wolien, obwohl ein Sack voll Karloff eln nicht wehr kostet als einige Pfund Grassamen, Oder zwei Putzend BlumensamenPackchen.
Pann gibt es die Heilkifcauter. - Ich bin immer noch der Meinung, dass, trotz aller mo® dernen Erfindungen, die meisten — wenn nicht alle — Krankheiten durch .ittel, wie sie die Natur gesohaffen hat, geheilt werden konnen.
Es liegt nur daran, diese Hittel zu kennen
* und richtig zu - B'er hat nicht schon einen Hund oder eine Katze gesehen, die sich ein gewisses Gras suchten und dasselbe gegen alle übliche Gewohnheit verzehrten ? Thr Tnstinkt treibt sie, zu diesen Mitteln zu greifen, urn von irgend einem Unwohlsein los® zukommer. - Und es gibt wohl kein land auf der Welt, wo diese natHrliche und kostenlose Apotheke nicht zu Hilfe gerufen wind. Aber leider hat der gewohnliche ! ensch unserer Zeit nur wenige Kenntnisse davon, under begniigt sich demit, eine teure ’’edizin zu kaufen,weil es eber 11 . 90 machen. Nur in den mehr primitiven Landern ist die KrHuterkur noch mehr erhalten geblieben, aber auch hier werden es inaner weniger, die sich die R’uhe geben,die® se Kenntnisse von -eschlecht zu Geschlecht zu überliefern.
Hier im Lager ist von solchen Krautem der Spitzwegerich am vertreten.
Dann gibt es auch noch etwas Schafgarbe, I'inzkraut, Hahnenfuss, und ~TT eublumen". Aber blei® ben wir heute beim Spitzwegerich, Oder Plantago lanceolate, wie ihn gescheite Kopfe nemen.
Wenn sich die Landleute bei ihren Arbeiten verwunden, so suchen sie rasch Blatter
von Spitzwegerich und ruhen nicht mit Dn’icken und Kheten, bis das etwas storrische Blatt sich einige Tropfen auszwingen lasst. Diese
bringen sie entweder direkt in die frische Wunde, oder sie befeuchten damit ein Liippchen, das sie an den wunden Teil bringen. • Verweigert das Blatt seinen Heilsaft, lasst es sich bloss r.urbe und etwas feucht reiben, so legen die Leute die raiirben Blatter selbst auf. Ist dabei Gefahr der Blutvergiftung ? Das kennt der Spitzwegerich nicht. -Fin solcher Verband ist der erste, aber manchraal der beste Not-
▼erband; denn die Heilung solcher Wunden geht rasch vor sich. .ie mit Goldfdden naht der
Wegerichsaft den klaffenden Rise zu, und wie an Gold sich nie Rost ansetzt, so flieht den Spitzwegerich jede Aaulnis und faules - Die Wirkung dieser Pflanze nach innen ist
nicht minder vorteilhaft. Dass doch Hunderte von }enschen im Friihjahr oder Sommer diese
Heilblatter sammelten, zerquetschten, die Saf® te auspressten und trinken ! Zahllose innere Gebrechen, die aus dem unreinen Blute und den unreinen Saften wie Giftpilze hervorschiessen, warden nicht eintreten. Das sind Wunden, die freilich nicht bluten, aber vielfach noch ge= fahrlicher sind.
Die gedbrrten Blatter von* Spitzwegerich geben gleichfalls eine prichtige Teepflanze ab gegen innere Die Zeitungen bringen oft lange Anpreisungen der vortreffll
chen Y.irkungen Wn Spitzwegerich, und noch langere über die da oder dort bereiteten Spitzwegerichsafte. - Und mancher kauft solche Sachen uro sein teures Geld. - Warum machst Du Dich nicht selbsr zum Sammler, Zubereiter und Apotheker dieser echten Ware ? - Ferner sagte ich etwas von Blumen- und
Gemuse-Samen, den auch Sure Gartner au wenig® utens sechs pence das rackchen kaufen muasten. Wer an einer Erfindung arbeiben will, nehme sich meinen }{at und denke an eine praktische Vorrichtung fur die bekannten Tomaten-
sauce-Flaschchen, mit der man diese Sauce oh-
ne weiteres bequemer und reinlicher ausgiessen kann, als es noch bis zum heutigen Tag der Fall ist. Dieses Patent wiirde gewiss einen gu—ten Preis suchen. - Und so gibt es unzahlige Ideen.
Und wie Du Dein Konnen und Fissen erwei-
tern wills!, musst Du schliesslich selbst am Lesten wissen. — Glaubst Du es soweit zu brin—gen, dass Du im nachsten Kriege nicht mehr internment wirst oder .... nun ja, das hangt ja auch nicht mehr vom Geld oder vom Kbnnea und jissen ab. Aber es ist gut fur Jung und Alt, auch fur die Handwerker, jeden Tag etwas mit dem Geiste zu arbeiten. Das rat auch Dir
Dein _ , Lager-Onkel. 11. Lieber Lager-Onkel ! Dies ist wichtig, ganz wichtig, ich bin ganz durcheinander, kann nicht mehr schlafen, muss •• Du musst mir unbedingt helfen. Da haben wir neues Lagergeld erhalten ... aber das ist doch entsetzlich, es hat ja nur ein Loch
mit .... was um; soli das ein Lorteerkranz sein fur uns, weil wir so treu in der Gefan-
genschaft aushalten ?? Ich finde es schrecklich. Jeder Btaat hat das Bildnis seines Herrschers, seines Fiihrers, seines geliebten Landesherm, und wir haben ein Loch mit was um... Unser geliebter Lsgerfuhrer ist aber kein Loch mit was um, .. wenn man wenigstens einen aufgehenden Fond gemacht hatte ... Du weisst ja,was ich Heino ... oder eine Friecenstaube, oaer •• oder eine emsige Biene ... aber ein loch .... ich bin dagegen und dafiir, dass sofort Protest eingelegt wird, an den Konsul und an Bossard
geschrieben wird, man muss Deutschland davon
Nachricht geben, dass es sofort Repressalien nimmt. Auf jeden Fall muss was gesohehen .... bitte, lieber Lageronkel, hilf mir. Dann hab ich lange über ein Projekt gebriitet, das heisst jemand anders, der nicht bei
uns wohnt, hat es entwickelt, das war eine
Farm, worauf sollte, um zu produzieren •••. so was Gemein« games, is Ist rair so schon ausgemalt worden. Da arbeitet man und giesst und lebt ganz der heiligen, gesegneten Arbeit ... wad dann kommt nachher die grosse Ernte. Teh habe, wie gesegt, lange daruber nachgedacht und auch meine Augen herumschweife: lassen und dabei allerhand gesehen. Mein guter Freund, Ferdinand, ist inner tatig gewesen, hat gesprengt, gelockert und die Fruchte Oder das Gemiise gelockt, doch schon zu wachsen. Es kam, er siegte, und ich sah, wie es geerntet wurde. Von draussen kamen sie und kollekteten. Sag mal, lieber Lager-Onkel, ist das, was man eine Kollektivfarm nennt ?- Ist es wahr, dags irgendwo in Europa ein Krieg ist, weil welche Leute Oder Volker nicht viel von Kollektiv*= farmen halten ? Die rmissen doch dumm sein; ich bin ,ja auoh gegen krbeit, abers sohliess® lich, wenn es sein muss, kollektieren wiirde ich auch vieileicht. Bitte gib mir Auskunft ! Dein Dich liebender Neffe.
BIL P •
SONNENBLUMEN. -
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Bibliographic details
Ngā taipitopito pukapuka
Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 99, 13 February 1944, Page 5
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Tapeke kupu
1,408BRIEFKAST Deutsche Stacheldraht-Post, Issue 99, 13 February 1944, Page 5
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